Selbstständige Schule – Selbstständiges Lernen
Die Heinrich-Böll-Schule hat sich in den letzten Jahren pädagogisch enorm weiterentwickelt. Sie kann mittlerweile mit Fug und Recht behaupten, eine Schule für alle Hattersheimer Schülerinnen und Schüler zu sein.
Vier gymnasiale Eingangsklassen, eine Oberstufe, die im Main-Taunus-Kreis und darüber hinaus stark nachgefragt wird, ein stabiler Haupt- und Realschulzweig sowie eine Förderstufe für Schüler mit einer Haupt- oder Realschulempfehlung – jedes Kind soll bei uns optimal gefördert werden.
Mit dem Übergang der Schule zu einer „Selbstständigen Schule“ wurden im Jahr 2014 drei zentralen Arbeitsvorgaben formuliert, die den Entwicklungsprozess der Schule in den nächsten Jahren bestimmen:
Das Schulcurriculum
Auf der Basis eines vor einigen Jahren erarbeiteten fachübergreifenden Curriculums hat sich das gesamte Kollegium seit nunmehr einem Jahr auf den Weg gemacht, ein Schulcurriculum für alle Schulzweige der Sekundarstufe zu erstellen. Fachinhalte, fachliche wie überfachliche Kompetenzen, Schlüsselqualifikationen, Methodenwissen sowie der Einbezug außerschulischer Lernorte, dazu Studienfahrten und verschiedene Angebote der Berufsorientierung wie Praktika usw. werden hier zu einem schlüssigen Gesamtkonzept verbunden.
Ein kleines (fiktives) Beispiel soll dies erläutern: Die im Mathematikunterricht der Klasse 6 eingeführte Prozentrechnung wird wenige Monate später im Politik- und Wirtschaftsunterricht praktisch angewandt: Statistiken und Schaubilder zur gegenwärtigen Familienstruktur vertiefen die gelernten mathematischen Grundkenntnisse. Das Fach Geschichte kann seinerseits in Jahrgang 7 hieran ansetzen: Es untersucht den Wandel der Familienstruktur im Laufe der Zeiten. Inhalt, Methode und Kompetenzen werden sinnvoll miteinander verbunden. Klar, dass nach einem solchen Training das Rechnen mit Prozenten „sitzt“. So entsteht unter Beteiligung aller Fächer ein Lernen „aus einem Guss“.
Das Lernen im Unterricht und außerhalb des Unterrichts
Die Erstellung eines solchen Schulcurriculums bildet den notwendigen Rahmen von Unterricht, legt fest, was (und wie) gelernt wird. Damit Unterricht erfolgreich ist, muss sich dieser aber auch selbst verändern. Werfen wir einen Blick auf das Lernen: Da gibt es erklärende Momente im Unterricht, die den sachkompetenten Lehrer erfordern. Da gibt es das arbeitsteilige Arbeiten an einem Ganzen oder unterschiedliche Bewertungen von Phänomenen, die in Gruppen diskutiert werden müssen. Da gibt es aber auch Phasen, in denen geübt, geübt und nochmals geübt wird. Vokabeln fallen nicht vom Himmel, wer das Teilen nicht beherrscht, kann die Bruch- und erst recht die Prozentrechnung nicht verstehen. Hier macht‘s die richtige Mischung.
Im Vergleich zu den vorherigen Schülergenerationen ist die heutige Schülerschaft sehr heterogen. Dieser Heterogenität ist Rechnung zu tragen. Stärken müssen ausgebaut, Schwächen kompensiert werden. Dazu muss man diese aber kennen. Wir sind daher dabei, auf der Grundlage einer gründlichen Lerndiagnose Formen individueller Förderung zu entwickeln. Dabei setzten wir immer mehr auf die Unterstützung durch entsprechende Lernsoftware. Die Orientierung auf den Lernfortschritt des einzelnen Kindes kann durch die Verbindung von Unterricht mit der von Fachlehrkräften begleiteten Lernzeit am Nachmittag sowie dem häuslichen Arbeiten ihre Wirkung optimal entfalten. Die Rolle der Lehrkräfte wandelt sich in diesem Prozess immer stärker von der Figur des zentral agierenden Fachlehrers zum Organisator und Begleiter des umfassenden Lernprozesses seiner unterschiedlichen Schülerinnen und Schüler. Für die hier notwendige Qualifizierung der Lehrer haben wir in den letzten Monaten und Jahren viel Geld ausgegeben – Geld, das für die Bildung Ihrer Kinder gut angelegt ist. Denn guter, leistungsbezogener Unterricht wird an der Heinrich-Böll-Schule als Kernaufgabe von Schule definiert.
Die Lernhaltung macht‘s
Das dritte zentrale Arbeitsvorhaben widmet sich der Lernhaltung der Schülerinnen und Schüler. Diese muss stimmen, entsteht aber nicht durch Zufall. Insofern nehmen wir den Erziehungsauftrag an, Schülerinnen und Schüler dazu zu befähigen, sich auf Unbekanntes einzulassen, durchzuhalten, nicht immer gleich aufzugeben, auch mal die Zähne zusammenzubeißen. Lernen kann, muss aber nicht (immer) Spaß machen. Denn der Weg des Lernens ist oft steinig und mit Anstrengungen verbunden – und häufig wartet erst am Ende die Belohnung in Form des Erreichten. Jeder Sportler weiß, was das Sprichwort „ohne Fleiß (bzw. Schweiß) – keinen Preis“ bedeutet. Lernen ist anstrengend!
Die Lernhaltung des Einzelnen wird durch das Lern- und Sozialklima der Schule stark beeinflusst. Hier wurden in den letzten Jahren bereits zahlreiche pädagogische und organisatorische Maßnahmen ergriffen, die unsere Schulkultur nachhaltig prägen und der Stärkung der Individuen sowie der Schaffung einer kreativen Lernatmosphäre dienen sollen. Dazu gehören unter vielen anderen Maßnahmen wie die Ehrung besonderer Leistungen, die in der Schule oder für die Schulgemeinde erbracht wurden, eine Elternvereinbarung bei der Aufnahme in die HBS, regelmäßige Eltern-Lehrer-Kind-Gespräche, Streitschlichterschulung für Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte, die Einführung des Trainingsraumprinzips sowie das Führen eines Schulbegleiters, der die enge Kooperation zwischen Schule und Elternhaus sicher stellt. Demnächst werden zu Lernberatern ausgebildete Lehrkräfte den Schülerinnen und Schülern mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Qualitätsmanagement bedeutet für uns das Weiterentwickeln und Optimieren der Schule. Wir verstehen Qualitätsentwicklung als permanente Herausforderung. Lernen eine lebenslange Aufgabe: dies gilt für Schülerinnen und Schüler, aber auch für die Schule als Organisation. Denn Menschen, Schule und Gesellschaft verändern sich …